Gesellschaft für Aquarien- und Terrarienkunde Hottonia e.V.

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Geschichtliche Einführung zur Hottonia e.V. Darmstadt

Eine kurze Einführung in die Geschichte der Hottonia.

 

Die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts ist geprägt von den Naturwissenschaften, denn Männer wie Alexander von Humbold, Justus von Liebig, Alfred Edmund Brehm und Charles Robert Darwin schafften es, die Aufmerksamkeit der Naturfreunde auf die lebenden Geschöpfe zu lenken. 1856 erschien in der damaligen Familienzeitschrift „Die Gartenlaube“, Emil Adolf Roßmäßlers Aufsatz, “Der See im Glase“ und ein Jahr später sein Buch „Das Süßwasseraquarium“. Roßmäßler wird daher als der Vater der Aquaristik in Deutschland bezeichnet. Die Pflege von Tieren und Pflanzen in Zimmeraquarien wurde seither immer populärer. Die Anfänge waren die sogenannten Goldfischglocken, die in keinem Salon fehlen durften. 

Ende des 19. Jahrhunderts entstanden in fast allen größeren Städten des neu gegründeten Deutschen Reiches die ersten Vereine für Aquarien und Terrarienkunde. Auch in Darmstadt trafen sich am 14. Juli 1897 sieben Aquarienfreunde in der Restauration Lingelbach und gründeten ebenfalls einen Verein, dem sie den Namen „Verein für Aquarien und Terrarienkunde Hottonia“ gaben.

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Die Sumpffeder, mit lateinischem Namen „Hottonia palustris“, ist eine Wasserpflanze, die in der hiesigen Gegend früher häufig vorkam, heute aber fast ausgestorben ist. Gründer und erster Vorsitzender war Adolf Zachmann. Bereits im Mai 1899 wurde eine erste Ausstellung veranstaltet, von der uns ein Foto erhalten ist. Von Anfang an wurde der Kontakt zu den Aquarienvereinen in den anderen Städten sowie zu sonstigen naturorientierten Organisationen gepflegt. Im Jahre 1901 wurde der erste Verband deutscher Aquarien und Terrrarienvereine - ein  Vorläufer des heutigen VDA - gegründet, dem die Hottonia beitrat. Schon 1902 konnte der Vorsitzender Zachmann den ersten Kongreß in Hamburg besuchen. 1905 beteiligte sich die Hottonia an der Gartenbauausstellung in Darmstadt und organisierte im Jahre 1910 wieder selbst eine auch für heutige Begriffe große Ausstellung, bei der über 60 Aquarien und Terrarien gezeigt wurden. Der Verein hatte zu dieser Zeit bereits 62 Mitglieder. Zum 25jährigen Jubiläum waren es schon 75 Mitglieder. Langsam setzte sich nun der Gedanke zur Schaffung einer vereinseigenen Freilandanlage durch. Im Jahre 1925 oder 1927 (die Überlieferungen dividieren hier) gelang es, einen passenden Platz hierfür zu finden, der bis heute beibehalten wurde. Aus einem von der Forstverwaltung gepachteten Gelände schufen eine Reihe von Mitgliedern einen kleinen Naturpark. Der Anfang war der Bau eines kleinen Gartenhäuschens.

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Bald darauf konnte die Anlage mit einer Aquarien- und Terrarienschau für das Darmstädter Publikum freigegeben werden. 1932 wurde das hinzugekommene Gewächshaus eingeweiht. Als der Verein im Jahre 1937 auf eine 40-jährige Tätigkeit zurückblickte, war man sich bewusst, im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten eine praktische Vorarbeit für den Naturschutz geleistet zu haben.

Im Laufe der folgenden Jahre wurde die Freilandanlage ständig verbessert, mehrere Teiche für einheimische Fische und Lurche angelegt, Vogelvolieren gebaut und zwei große Freilandterrarien geschaffen. Die Anlage wuchs in ihrer Bedeutung über den Sammelpunkt für die Betätigung der Mitglieder hinaus und wurde zum Schmuckstück unserer Stadt, das Jahr für Jahr mit seinem Tier- und Pflanzenbestand der Darmstädter Bevölkerung eine Quelle reinsten Naturerlebnisses vermittelt hat. Das Vereinsgeschehen muss zur damaligen Zeit untrennbar mit der Geschichte Darmstadts verknüpft gewesen sein, der Verein fest im Bewusstsein, der Bevölkerung verwurzelt, die Freilandanlage aus den Spazierwegen nicht wegzudenken. Auch während des zweiten Weltkrieges bestand der Verein fort, Vorsitzender war von 1935-1945 Dr. Kurt Hummel, die Vereinstätigkeit ruhte jedoch zum größten Teil; man hatte andere Sorgen, zumal in der Bombennacht im September 1944 auch Gewächshaus und Freilandanlage fast vollständig zerstört wurden.

Obgleich der Verein als solcher fortbestanden hatte, musste er, offensichtlich der Form halber, am 25.6.1946 neu gegründet werden. Später, 1952, wurde er auch neu ins Vereinsregister eingetragen, wobei ein Vorstandsmitglied aus dem Jahre 1941 zu bezeugen hatte, dass der Verein in seiner rechtmäßigen Form den Krieg überdauert hatte.

Für die Mentalität des Vereins bezeichnend ist aber ein Absatz aus dem Protokoll der Mitgliederversammlung vom 25.8.1946 in der Restauration Seibel:

„Der Vorsitzende nahm Veranlassung zu einem Hinweis auf die künftige Bedeutung unserer Freilandanlage durch die Ausführung der Entwässerung des Rieds, die zu den bisherigen Senkungen des Grundwasserspiegels auch noch die Reste alter Flußschlingen, Sümpfe, Teiche und Gruben trockengelegt hat, wodurch der Fortbestand unserer Flora und Fauna im Ried gefährdet ist. Unsere Freilandanlage kann Asyl für die so auf den Aussterbeetat gesetzten seltenen Tiere und Pflanzen dienen.“

Wer sich im Deutschland von 1946 solche Gedanken machte und protokollarisch festhalten ließ, wurde wohl von seinen Mitmenschen für übergeschnappt gehalten.

1948 konnte dann mit dem Wiederaufbau der Anlage begonnen werden, der im Jahre 1950 beendet war. 1964 wurde das bisherige Aquarienhaus, das in seiner Gestaltung einem Gärtnerei-Gewächshaus glich, abgerissen und in den Jahren 1964 - 1967 wieder neu als modernes, gemauertes Aquarienhaus aufgebaut. Seit 1966 werden hier auch die monatlichen Vorstandssitzungen, Vorträge und alle gesellschaftlichen Veranstaltungen abgehalten. Mitte der 60er bis Ende der 70er Jahre erlitt die Hottonia eine Phase schwerer innerer Krisen, die sich nachhaltig auf Mitgliederzahl und Vereinstätigkeit niederschlug. Erst mit Beginn der 80er Jahre konnte dann wieder tatkräftig an die Ziele und Ideale unserer Vorväter angeknüpft werden.  Zum Ende der 80er Jahre und in den 90er Jahren fand eine weitgehende Konsolidierung des Vereines statt. Dies dokumentiert sich in den stabilisierten Mitgliederzahlen und in der Struktur der Mitglieder, die eine gute Mischung aus jungen und älteren Vereinsmitgliedern aufweist. In der Anlage wurde tatkräftig angepackt und diese auf den neuesten Stand versetzt. So kamen z.B. neue große Seewasseranlagen hinzu, die das Gesamtbild unserer Aquarienanlage erweiterten. Auch das Vereinsheim wurde nach langjähriger Planungsphase wieder einmal auf Vordermann gebracht und insbesondere die Dachsanierung und die neue Heizungsanlage haben zum einen sehr viel finanzielle Mittel verschlungen und zum anderen dazu beigetragen, dass unsere Energiebilanz sich verbesserte. Zu vermerken ist auch, dass dies nur durch eigene Finanzmittel ermöglicht wurde. Wir erhalten keinerlei Zuschüsse von Stadt oder Land und erwirtschaften bis heute alle aus eigenen Kraft.

Im Jahr 1997 feierte die Hottonia mit einer großen, in der Fachwelt bundesweit Beachtung findenden Ausstellung, ihr 100-jähriges Bestehen auf dem Vereinsgelände. Die „Hottonia“ ist ein Stück Stadtkultur und Stadtgeschichte geworden. In diesem Jahr wurde die Hottonia mit der höchsten zu vergebenden Auszeichnung der Stadt Darmstadt, „der silbernen Verdienstplakette“ für ihr Engagement im Natur- und Artenschutz, wie auch für ihren kulturellen Beitrag ausgezeichnet.

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Das Gründungsjahr 1897 zeigt, dass die Hottonia zu den alteingesessensten Vereinen Darmstadts zählt und zu den drei ältesten Aquarienvereinen Deutschlands gehört. Die derzeitige Mitgliederzahl von ca. 130 erhebt die Hottonia in den Kreis der größeren Aquarien- und Terrrarienvereine, zu denen in Hessen auch noch Fulda und Hanau zählen.

Unter Berücksichtigung aller Faktoren ist die Hottonia einer der bedeutendsten Vereine ihrer Art in der Bundesrepublik und Europa.

Aus den genannten Gründen beschränkt sich das Einzugsgebiet unserer Mitglieder keineswegs nur auf die Stadt Darmstadt, sondern erstreckt sich vielmehr auf die gesamte nähere Umgebung. Etwa 45% der Mitglieder kommen aus der Stadt Darmstadt und ca. 55% aus dem Landkreis Darmstadt-Dieburg sowie angrenzenden Kreisen.

Über unsere Vereinszeitschrift „HOTTONIA POST“, welche über viele Jahre hinweg vierteljährig erschien, wurde nicht nur die ständige Kommunikation auch mit weiter entfernt wohnenden Mitgliedern aufrechterhalten, sondern durch Verteilerstellen (Zoofachgeschäfte, Fachbuchhandel, Informationspavillon der Stadt Darmstadt) ebenfalls das sonstige interessierte Publikum angesprochen. Darüber hinaus wurde durch Versand der Zeitschrift an (berufsmäßige) Fachleute sowie, mit einem zusätzlichen Rundbrief versehen, an alle Nachbarvereine und große Organisationen in ganz Deutschland der Kontakt mit diesen gepflegt. Die zahlreicher werdenden Aquarienzeitschriften auf Hochglanzpapier führten schließlich dazu, dass das Erscheinen der „HOTTONIA POST“ eingestellt wurde, der Rundbrief erscheint jedoch nach wie vor zweimal jährlich. Er informiert über das vergangene Vereinsjahr und gibt einen Überblick über die Veranstaltungen des nächsten Jahres. Seit 2016 haben wir jedoch wieder die Hottonia-Post farbig neu aufgelegt in qualitativ hochwertiger Form und sie erscheint im Frühjahr und im Herbst zu den Fisch- und Pflanzenbörsen.

Engere Kontakte bestehen weiterhin zu benachbarten Vereinen wie etwa Michelstadt, Frankfurt, Hanau, Bensheim, Karlsruhe usw. Darüber hinaus bestand eine enge Freundschaft zu den Vereinen Aqua Tropica, Hoensbroekse Aquariumvereinigung in Heerlen/Niederlande und eine sehr enge Verbindung mit dem Verein für Aquarien- und Terrarienkunde Graz in Österreich, der Schwesterstadt von Darmstadt.

Weiterhin bestand eine Zusammenarbeit mit dem Palmengarten der Stadt Frankfurt/M. Die Hottonia unterstützte z.B. die im Jahr 2001 stattgefundene „Ecuador/Regenwaldausstellung“ mit einer ergänzenden Präsentation von Aquarien und Terrarien mit Tieren aus dem Regenwald. Dies zeigt, unser Fachwissen ist gefragt und wir sind stolz auf die Zusammenarbeit mit einer der größten botanischen Institutionen Deutschlands.